Der BDKJ Aachen hat am Wochenende seine zweitägige Diözesanversammlung abgehalten. Die Delegierten der elf Mitgliedsverbände und acht Regionalverbände entschieden sich im ersten Wahlgang mit deutlicher Mehrheit für Lioba Jordan, derzeit noch Bildungsreferentin für nachhaltige Entwicklung. Weitere Höhepunkte der Konferenz waren der Besuch von Bischof Dr. Dieser, eine klare Positionierung des Verbandes für die sofortige Abschaltung von Tihange 2 und Doel 3 sowie die Aufnahme der Malteser Jugend in den Verband.
Aachen. Langjährige Verbandsmitgliedschaft, zahlreiche Ehrenämter, ein Freiwilligendienst in Kolumbien, Erfahrung in diversen Ämtern und Arbeitskreisen beim BDKJ und natürlich eine Leidenschaft für die kirchliche Jugendverbandsarbeit — Lioba Jordan bringt vieles mit, dass ihr bei ihrer Arbeit als Vorsitzende des BDKJ im Bistum Aachen helfen wird. Die gebürtige Mönchengladbacherin ist seit ihrer Schulzeit in der Katholischen Studierenden Jugend (KSJ) aktiv und engagiert sich seit ihrem Studium der Sozialen Arbeit bei der Katholischen jungen Gemeinde (KjG).
Die vielen Erfahrungen und hilfreichen Kontakte werden ihr ab dem 1. Oktober auf ihrem neuen Posten im dreiköpfigen BDKJ-Vorstand helfen, wenn es darum geht, die Interessen der Kinder und Jugendlichen aus dem Bistum in Politik, Gesellschaft und Kirche zu vertreten. Damit folgt sie auf Gesa Zollinger, die nach zwei Amtszeiten und damit sechs Jahren nicht noch einmal kandidierte. Zollinger: „Für mich persönlich fühlt es sich so an, als ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt zu gehen. Ich habe vieles umgesetzt, was ich mir für meine zweite Amtszeit vorgenommen habe und weiß nun, dass ich meine Arbeit in gute Hände abgeben werde.“ Für ihren langjährigen Einsatz und ihr leidenschaftliches Engagement bekam Gesa Zollinger das goldene Ehrenkreuz verliehen, die höchste Auszeichnung des BDKJ.
Neben der Verabschiedung von Gesa Zollinger und der Wahl ihrer Nachfolgerin Lioba Jordan standen aber noch zahlreiche weitere Höhepunkte auf dem Programm. Besonders wichtig war den katholischen Jugendverbänden, den Besuch von Bischof Dr. Dieser am Sonntag zum gegenseitigen Kennenlernen zu nutzen. Nachdem der BDKJ-Vorstand bereits im Vorhinein ein ausführliches und anregendes Gespräch mit dem Bischof hatte, gab es nun die Gelegenheit, die elf Mitgliedsverbände und acht Regionalverbände des BDKJ, mit all ihren Unterschieden und Gemeinsamkeiten, persönlich vorzustellen. Der Bischof nahm sich Zeit für viele Gespräche, hakte interessiert nach und konnte zahlreiche Eindrücke und neue Kontakte mitnehmen. Neu in der Runde war auch die Malteser Jugend, die an diesem Wochenende als elfter Mitgliedsverband in den Kreis des BDKJ aufgenommen wurde. Als Erinnerung überreichten die Gruppen dem Bischof einen „Verbandskasten“, einen Koffer voll mit Erinnerungsstücken an die einzelnen Verbände. So schenkten ihm beispielsweise die Jugendverbände der Gemeinschaft Christlichen Lebens (J-GCL) einen Pinsel aus der Bleiberger Fabrik, der ihn an die von der J-GCL organisierten Werkwochen erinnern soll. Die Kolpingjugend brachte Honig der eigenen Bienen mit und die Katholische junge Gemeinde (KjG) überreichte, vor dem Hintergrund des eigenen Freiwilligendienstes im Partnerland des Bistums, ein Kolumbien-Trikot — natürlich bedruckt mit dem Logo des Verbandes und dem Namenszug des Bischofs.
Aber auch inhaltlich bot die Konferenz spannende Themen und gab nicht selten Anlass für intensive Debatten. Voller Vorfreude diskutierten die Verbandlerinnen und Verbandler zum Beispiel über die Planungen für die 72-Stunden-Aktion im Jahr 2019. Bereits jetzt müssen erste Entscheidungen zur Vorbereitung der großen Sozialaktion, die alle vier Jahre stattfindet, getroffen werden. Beratungsbedarf gab es bei der Frage, wie die Bischofssynode zum Thema „Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsunterscheidung“, die im Oktober 2018 in Rom stattfindet, im Bistum Aachen inhaltlich aufgegriffen werden soll. Hier einigten sich die Delegierten auf einen Rahmen und steigen bald in die weitere Detailplanung ein.
Ins Detail ging es auch beim Antrag mit dem Titel „Tihange abschalten — jetzt!“. Da die Diözesanversammlung bereits zwei Jahre zuvor auf dieses Wochenende terminiert worden war, konnten die Delegierten der Verbände nicht an der Menschenkette gegen Tihange teilnehmen. Aber eine klare Positionierung für die Abschaltung der Atomreaktoren Tihange 2 und Doel 3 lag den Anwesenden am Herzen. „Als Jugendverbände vertreten wir die Interessen der Unter-28-Jährigen und wir sind überzeugt, dass die jungen Bewohnerinnen und Bewohner der Region — auf allen Seiten der Grenzen — ein Recht auf eine sichere und lebenswerte Heimat sowie auf eine zukunftsfähige und nachhaltige Energieversorgung haben“, so Benedikt Patzelt, Vorsitzender des BDKJ Aachen. Seine Vorstandskollegin Annette Jantzen, Geistliche Leitung des BDKJ, stellte deshalb auch den Gottesdienst, der am Sonntagmorgen gemeinsam mit Bischof Dr. Dieser gefeiert wurde, unter das Thema „Erhaltung der Schöpfung“. Jantzen: „Als Christinnen und Christen glauben wir, dass das Leben ein Geschenk Gottes ist. Wir dürfen darum nicht zulassen, dass Natur und Menschen, Boden und Wasser, der ganze Lebensraum einer solchen Gefahr durch austretende Radioaktivität ausgesetzt werden, wie sie von den Reaktoren Tihange 2 und Doel 3 ausgeht.“
Frau Jordan, was macht für Sie, nach zwölfjähriger Verbandserfahrung, den Kern der Jugendverbandsarbeit aus?
Eigenständig organisierte Gemeinschaft, Raum für Selbstwahrnehmung, Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben, Verantwortung und Einsatz für Andere, das Leben und Erleben von Demokratie und natürlich die Arbeit im Team — das sind unersetzliche Erfahrungen im Leben junger Menschen, die nur Jugendverbände in dieser Form ermöglichen können.
Die Jugendverbandsarbeit war für Sie bisher Hobby und Ehrenamt. Warum soll sie nun zu Ihrem Hauptberuf werden?
Was ich selbst in Jugendverbänden erlebt und gelernt habe, prägt mich bis heute in meiner Person, meinem Glauben und Handeln. Für diese großartige Form der partizipativen Jugendarbeit möchte ich Verantwortung auf Leitungsebene des Dachverbandes übernehmen. Ich bin restlos überzeugt vom Potenzial der Jugendverbandsarbeit und habe Lust, mit den Kindern und Jugendlichen, den haupt- und ehrenamtlichen Verbandlerinnen und Verbandlern gemeinsam Dinge anzupacken und unsere Zukunft zu gestalten.
Welche Themen werden Sie nach Ihrem Amtsantritt angehen?
Wir müssen Kinder und Jugendliche weiterhin für aktuelle politische Themen sensibilisieren: Integration, soziale Gerechtigkeit, Ökologie und faire Wirtschaft sind nur einige von vielen. Ich bin überzeugt, dass eine gute, motivierende Bildungsarbeit die wirkungsvollste Art ist, uns gegen Menschenfeindlichkeit und vermeintliche Lösungen „von rechts“ zu schützen. Wir müssen uns stark machen für die Demokratie, die wir auch in unserer Arbeit leben.