Auch im Jahr 2023 haben wir wieder Adventspostkarten erstellt, die ihr gerne für eure Advents- und Weihnachtspost nutzen könnt. Wie in KoMV und KoRV besprochen, haben wir dieses Jahr das Thema Klimawandel aufgegriffen und unterschiedlichen Aspekten Raum gegeben.
1. Advent – 03.12.2023
„Seit langem sind wir wie Menschen geworden, über die du keine Macht hast, über die dein Name nicht ausgerufen wird.“ (Jes 63,19)
Jesaja, der Prophet, lebte im 8. Jhd vor Christus und kannte keine Klimakrise wie wir sie heute erleben. Aber er lebte in Zeiten von großer Zerstörung. Das Land Israel war besetzt und die Zukunft des Volkes Israel ungewiss. Menschen wurde ihrer Heimat und ihres Glaubens beraubt, sie wurden entführt und unterdrückt. Die Frage, wie Gott* das zulassen kann, wenn Israel doch das auserwählte Volk ist, stellt sich damals wie heute immer im Angesicht von Unsicherheit und unverschuldetem Leid. Eine mögliche Antwort: Wir Menschen sind für unser Handeln selbst verantwortlich. Damals wie heute entscheidet jeder Mensch, ob ersie nachhaltig oder verschwenderisch, friedvoll oder gewalttätig, am Gemeinwohl orientiert oder egoistisch handelt. Oder irgendetwas dazwischen. Gott wollte und hat den Menschen als freies Wesen, nicht als Marionette gewollt – und damit auch die Entscheidung für Zerstörung, Gewalt und Egoismus in Kauf genommen. Wir stehen also in und vor der Welt, die wir als Menschheit selbst mit zu dem gemacht haben, was sie heute ist. Und haben auch die Macht, es in Zukunft besser zu machen. Dafür steht der Stern – es besteht Hoffnung und es bestehen Chancen. Aber wir müssen sie auch ergreifen, denn zwingen wird Gott* uns dazu nicht.
2. Advent – 10.12.2023
„Ihr erwartet, ihr beschleunigt die Ankunft von Gottes Tag, an dem die Himmel brennend verglühen und die Elemente vor Hitze zerschmolzen werden.“ (2 Petr 3,12)
Immer häufiger auftretende großflächige Waldbrände und schmelzende Gletscher und Polkappen – fast klingt es, als würde der Verfasser des 2. Petrusbriefes (ziemlich sicher war das nicht Petrus selbst) in diesem Brief auf die heutigen Folgen der Klimakatastrophe einzugehen. Tatsächlich ist der Vers aber in einem ganz anderen Zusammenhang zu verstehen. Im zweiten Jahrhundert nach Christus waren die Gemeinden enttäuscht, weil die schnell erwartete Wiederkunft Christi bisher ausgeblieben war. Darauf reagiert dieser Brief mit der Ermahnung, dennoch am „rechten Glauben“ festzuhalten und auf den Tag der Wiederkunft vorbereitet zu sein. Die Vorstellungen, wie das jüngste Gericht genau aussehen wird, gehen in den biblischen Texten weit auseinander, Naturkatastrophen wie in diesem Brief gehören mit zu den gängigen Bildern. Sie waren aber verbunden mit der Hoffnung auf eine bessere Welt danach. Mit dazu gehörte auch die Vorstellung, dass wir Menschen am Tag des jüngsten Gerichtes für unser Handeln und unser Nichthandeln gerade stehen müssen.
Heute erleben wir, wie die damalige Vorstellung vom Ende der Welt durch menschliches Handeln Stück für Stück real wird. Die Erde, wie wir sie heute kennen, wird vergehen, wenn wir uns Verhalten nicht ändern – ohne die Hoffnung auf eine bessere Welt danach, ohne Planet B. Ob wir uns dafür eines Tages vor Gott* rechtfertigen müssen? Vor unseren Kindern und Kindeskindern werden wir es sicher müssen…
3. Advent – 17.12.2023
„Sie [die Weisheit] war in der Welt, und die Welt ist durch sie entstanden, aber die Welt hat sie nicht erkannt.“ (Joh 1, 10)
Das Wissen ist da, aber danach handeln tun wir nicht. Das scheint ein Grundproblem der Menschen zu sein – Umsetzung und konkretes Handeln sind so viel schwieriger als sich Wissen anzueignen und über das Wissen zu diskutieren. Schon vor zweitausend Jahren schreiben die Evangelisten davon, dass die Menschen nicht hingesehen haben, vielleicht auch nicht hinsehen wollten.
Wir Christen sprechen oft davon, dass der Geist Gottes weht. Damit ist oft genau das gemeint – dass die Erkenntnis, was richtig wäre, da ist. Wir aber nehmen das Wehen und damit das Wissen nicht wahr, halten anderes für wichtiger und richtiger, wir überdecken das Wissen, lenken das Wehen von uns weg. Inzwischen sind ganze Stürme der Erkenntnis durch unsere Welt gebraust, haben unsere scheinbare Sicherheit hinweggefegt und wir mussten und müssen weiter lernen, dass Wind und Sturm am Ende stärker sein werden als wir – genau wie Hitze, Trockenheit und Wasser.
Die Weisheit ist in der Welt – nutzen wir unser Wissen und handeln wir danach, um unsere Welt besser zu machen – jeden Tag ein bisschen mehr.
4. Advent – 24.12.2023
„Wir preisen die Quelle der Kraft, die euch stärkt…: Jesus ist der Messias.“ (Röm 16, 25)
Kraftquellen, die uns stärken, können wir alle gut brauchen. Gerade auch im Kampf gegen die Klimakatastrophe. Jesus, der Glaube und das Leben in einer Glaubensgemeinschaft gehören für viele Menschen zu den wichtigsten Kraftquellen ihres Lebens. Es braucht Kraft, sich diese Kraftquellen zu erhalten. Denn die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft wird immer stärker angefragt und über Glauben und Spiritualität zu sprechen wird immer weniger selbstverständlich. Die Probleme sind vielfältig. Die Kirche, die ertrinkt – ein Bild nicht nur dafür, dass Aachen tatsächlich bei steigendem Meeresspiegel irgendwann gefährdet ist, sondern auch dafür, dass die Kirche als Raum für das Leben, als sinnstiftende Größe, als moralische Instanz gefährdet ist und an Bedeutung stark verloren hat.
Weihnachten feiern wir Geburtstag und werden wieder daran erinnert, dass Gott* uns liebt und nahe ist. Ich wünsche Euch Lesenden und allen Menschen, dass Ihr das als Kraftquelle (neu) entdeckt und diese Kraft einsetzt, die Welt ein bisschen besser zu machen an Eurem Ort und mit den Menschen um Euch herum – immer wieder, immer neu, immer gestärkt durch das Wissen, das ihr nicht allein seid.
Gesegnete Weihnachten!
Wir hoffen, die Motive gefallen euch.